Dunkles Haar


Ein guter Mund. Heftig im Zorn der Blick aus harten Augen.
Geh spielen und behalte deine Hände, Scheißkerl.
Sonst sanft. Der bin ich nach. Die wollte mich.
Schwarz und weiß, dann rot im Kindbett, matt
hielt sie das Kind, den kleine Teufel, Schreihals, Dieb mit Runzeln.
Großes plant der Daimon, sah ich. Sahen mich die beiden an.
Zwei für einen... Wen die Götter strafen wollen. Wann?

Wie hieß der Kerl? Er saß und fraß im Dunkeln, hatte nur ein Auge.
Wie hatten sie geheißen und wie hießen dann die Städte?
Schwarz standen in Schablonenschrift auf gelben Blechen Worte.
Und kleine grüne Häuser gab es überall, davor in Kübeln welke Astern,
scharrten Füße unterm dunklen Meer der Köpfe, trieb der Staub hoch
in den frühen Morgen. Münder redeten mit Mündern irgendwas,
dann stießen Schreie aneinander überm Sportplatz, gellten in den Straßen.
Sechs lange Hälse schwankten überm Dach, oben dran die spitze Köpfe, hellblau.
Sechs Stufen lief ich hoch und zwischen Säulen in die Schulbanktrümmer.
Hefte: Das ist meine Schrift. Schnee fällt auf dunkle Erde, aber bleibt nicht,
und mit Feuer werden Bienenstöcke ausgeleert. Jemand würfelt:
Meine Hand von früher. Von links der Dritte in der zweiten Reihe grinst;
die sonnendunkle Haut, das bleiche Haar unter gesprungnem Glas bin ich.
Fremd grinsen Fremde in der Fremde Fremde an, so sind wir lustig.
Was meine Hände machten, habe ich gesehen.

Wie je die Tauben kreisen um die Gasometer, rascheln Worte übers Pflaster.
Gesichter seh ich keine, doch es gab sie. Viele. Namen sind geblieben,
einige, auf weißen Blechen. Die hatten mich am Seil und zogen: Geh und nimm.
Wie Farben von den Fahnen schabt im auf- und abgehen Sonne, vom Stein
der Wind schleift Jemands-Namen, habe ich genommen, was zu kriegen war.
Nicht viel. In Tagesresten stehen Jahre hinter mir, weht Bilderasche
und verrauschen Laute. Blasse Striche senkrecht und querüber einer,
für oder gegen, das sind Siege. A schlägt um sich, brüllt und stampft vorm Tor;
er hätte klopfen können. B liegt im Schlamm und bleckt die Zähne, C lacht irre,
sinkt vornüber von der Bank. Der auf dem Sockel steht mit dunklen Augen,
auf den Lippen Staub, der hat gebrüllt, gestampft, der rannte, schlug und fiel
und hätte laufen können. Bis ans Meer, dann übers Meer und weiter,
wär im Flatterrand der Welt verschwunden, hinter Inseln.
Alt wie der Götter Scherze, so alt sind die Wünsche und so wenige.

Keine Worte, aber Töne.
Sie fahren langsam, viele Wagen, mit Stühlen drauf und Grammophonen,
Nähmaschinen, Betten, Puppen, matten Kindern. Alle in eine Richtung. Meine.
Der kleine Dieb wird groß geworden, grau ihr Haar sein, fahl und schmal der Mund:

Wer bist du? Soll ich lügen?



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